Montserrat
Das Massiv von Montserrat
Der Berg von Montserrat bildet eine einzigartige geographische Einheit, die auf seine geologischen und geomorphologischen Besonderheiten zurückzuführen ist.
Das Massiv befindet sich zwischen der Küstenebene und Zentralkatalonien und ist ein Teil der katalanische Küstenkordillieren. Es erstreckt sich über zehn Kilometer Länge bei einer Breite von nur fünf Kilometern.
Entstanden ist das Montserrat-Relief aus dem Zusammenspiel von Gestein und Wetter. Das Massiv besteht aus zwei verschiedenen Gesteinsschichten, einem Sockel aus eozänen (ca. 60 Mio. Jahre alt) Konglomerat- und Sandsteinschichten und darüber einem 550 m starken Block aus oligozänem (ca. 30 Mio. Jahre alt) Sedimentgestein. Letzteres setzt sich aus rundlichen Schottern zusammen, die in ein kalkreiches, wasserlösliches Bindemittel eingebettet sind.
Im niederschlagsreichen Klima wäscht sich der Kalk aus dem Gestein, wodurch der Fels mit der Zeit aufgelöst wird. Den dabei entstehenden Gesteinsformationen verdankt das Massiv seinen Namen: Montserrat, zersägter Berg .
Weniger wissenschaftlich, aber genauso interessant klingen die Legenden, die man sich über diesen Berg erzählt. Bei der Kreuzigung Christi soll das Gebirge zerbrochen sein. Eine andere wiederum besagt, dass Engel den Berg zersägt hätten, um einen Palast zu bauen, der das katalanische Land erleuchten soll und zu dem die dunkle Königin, der Stern des Orients, mit den Himmelsboten auf die Erde hinuntersteigt (Jacint Verdaguer: Ode an die Jungfrau).
Montserrat als Wandergebiet
Neben den Pyrenäen zählt dieses Massiv zu den populärsten Wandergebieten Kataloniens. Der Berg ist von markierten Wegen durchzogen, die jedoch zum Teil sehr anstrengend und nur von Geübten zu bewältigen sind. Trotzdem findet sich für jeden Geschmack die richtige Strecke.
Vom Kloster aus lassen sich einige kleinere Spaziergänge und Wanderungen zu verschiedenen Eremitas, Einsiedeleien, unternehmen, von denen insgesamt 13 über Montserrat verteilt sind.
Schöne Ziele sind dabei zum Beispiel die Santa Cova, der Fundort der Schwarzen Madonna, oder die Kapelle von Sant Jeroni (Karten erhält man am Kloster). Der Serrat de Sant Jeroni ist mit seinen 1236 m die höchste Erhebung des Gebirges. Nach steilem Anstieg verläuft die Wanderung über den Gebirgskamm mit weitem Ausblick auf die imposante Gebirgslandschaft des Montserrat.
Wer es etwas sportlicher mag, der kann auch schon am Fuß des Massivs mit seiner Tour beginnen. Vom Bahnhof Monistrol de Montserrat aus führt ein markierter Wanderweg zum Kloster hinauf. Leider sind die vielen Markierungen etwas verwirrend, da verschiedene Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden nach oben führen. Entscheidet man sich für den camino deportivo, so muss man schon mit einigen Anstrengungen rechnen. Der Wanderer wird jedoch mit einer wunderbaren Ruhe belohnt.
Überhaupt finden Kletterer hier ein Paradies vor. An den vielen steilen Felswänden sind immer wieder Freeclimber auf dem Weg nach ganz oben zu entdecken.
Das Kloster der Schwarzen Madonna
Für die meisten Besucher ist jedoch das Kloster von Montserrat der Beweggrund ihres Ausfluges. Erbaut wurde es 880 als kleines Nonnenkloster, das 976 an die Benediktiner übergeben und in der Folgezeit kontinuierlich vergrößert wurde.
1025 wurde es von Abt Oliba neu gegründet. In dem zur Abtei Ripoll gehörenden Kloster entwickelte sich ein Marienkult um die Madonnenfigur Unsere Liebe Frau von Montserrat , und bis heute strömen Pilger zu La Moreneta , der Kleinen Braunen , wie die Figur auch genannt wird. Papst Leo XIII. (1878-1903) ernannte sie zur Schutzpatronin Kataloniens und legitimierte somit den Volksglauben, der bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen ist.
Der Legende nach wurde bei der Invasion der Araber die dunkle Madonnenfigur, die vom Evangelisten Lukas geschnitzt worden sein soll, in einer Höhle des Montserrat versteckt. Dort überstand sie den Krieg und die Zerstörung der Einsiedelei Santa Maria, bis Hirten sie im neunten Jahrhundert entdeckten. Nach dem Fund der Madonna wurde das Kloster erbaut. Wissenschaftlern zufolge stammt die Statue jedoch aus dem 12./13. Jahrhundert. 1409 erhielt das Kloster den Status einer unabhängigen Abtei, wurde jedoch schon 90 Jahre später der Ordensgemeinschaft von San Benito de Valladolid angeschlossen. Der napoleonische Krieg und die späteren politischen Ereignisse unterbrachen das klösterliche Leben verschiedentlich und endgültig 1835. Bereits von 1844 an wurde unter der Führung von Abt Miquel Muntades der Wiederaufbau der Gemeinschaft in Angriff genommen, die bis heute (mit Ausnahme des spanischen Bürgerkriegs 1936-1939) besteht.
Neben seiner religiösen Bedeutung ist das Kloster Montserrat ein Zentrum des katalanischen Nationalismus. Während der Franco-Diktatur wurde hier katalanische Kultur gepflegt, indem z.B. die Messe in der verbotenen katalanischen Sprache gehalten wurde.