Informationen über die Orkneys
Die Inseln
Die zum Archipel gehörenden Inseln verteilen sich über ein Gebiet von knapp 50 km Ost-West und 85 km Nord-Süd. Orkney liegt zwischen dem 58. und 59. Grad nördlicher Breite. Das entspricht etwa der Höhe St. Petersburgs und Südgrönlands. Von den 992 km 2; Fläche entfallen auf die Hauptinsel The Mainland 492 km 2; oder 49%.
Nur 21 Inseln sind bewohnt - davon eine Insel Papa Stronsay als reine Klostersiedlung (Transalpine Redemptoristen) mit beschränktem Zugang für die Öffentlichkeit, eine Insel in den letzten Jahren wieder nur saisonal. Die beiden wichtigsten Städte sind Kirkwall, als Verwaltungsort und bedeutendster Drehscheibe des gesamten Verkehrs mit ca. 7.000 Einwohnern, und Stromness, als einer der Fährhäfen vom/zum "Festland" mit ca. 2.000 Einwohnern; beide liegen auf Mainland.
Administration
Die Bewohner von Orkney heißen Orkadier.
Der Verwaltungsbezirk (Unitary Authority) heißt offiziell "Orkney Islands", wird aber auch in Gesetzen und Verlautbarungen von Scottish Executive oftmals verkürzt nur als "Orkney" angesprochen. Orkney bildet eine eigenständige Lord-Lieutenancy (lieutenancy area).
Amts- und Verkehrssprache auf den Inseln ist Englisch, weit verbreitete Umgangssprache ist das Orcadian, eine Variante des Insular Scots. In diesem Dialekt haben sich bis heute Reste der zwischen 800 und 1700 n. Chr. verwendeten skandinavischen Sprache Norrøn (auch: Norn) erhalten (insbesondere im Vokabular, der Aussprache, aber auch in der Grammatik).
Geschichte
Um 325 v. Chr. soll der Grieche Pytheas auf seiner Erkundungsreise die Inseln "Cape Orcas" besucht haben, die gewöhnlich mit den Orkneys gleichgesetzt werden. Er beschreibt die Einwohner als Pretani. Im Jahre 83 n. Chr. sandte nach Tacitus Agricola, der römische Statthalter, eine Flotte zur Erkundung der Inseln. Claudius Ptolemäus nennt in seiner Geographika die Inseln Orcades. Das einzige bekannte Datum vor der Landung der Normannen vor dem Jahr 800 n. Chr. ist Cormacs Missionsreise zu den Orkneys um 580 n. Chr.
Die neuzeitlichen Bewohner stammen von Norwegern ab. Nach Snorris Heimskringla soll deren König Harald I. (Schönhaar) die Inseln 876 Røgnvald I. Eysteinsson aus Møre in Norwegen überlassen und ihn zum Jarl eingesetzt haben. Archäologisch gibt es keine entsprechenden Funde. Möglicherweise war aber der in der Heimskringla erwähnte Sigurd der Mächtige erster norwegischer Jarl auf den Inseln. Selbst von Erik Blutaxt wird nur berichtet, dass er auf den Orkneys und Hebriden herumzog. Wann die Norweger tatsächlich auf den Orkneys Fuß fassten, ist nicht bekannt. Eine der Hauptquellen für Personen und Ereignisse aus dieser Zeit ist die Orkneyinga saga. Sie wurde immerhin erst um 1200 n. Chr. geschrieben. Nach der für den norwegischen König Håkon Håkonsson nicht siegreichen Schlacht bei Largs 1263 n. Chr. schwand der norwegische Einfluss auf Schottland und die Orkneys ganz allmählich. Aber Orkney war immer noch das einzige echte erbliche Lehen des norwegischen Reiches. Der Bischofssitz an der Sankt-Magnus-Kathedrale unterstand dem Erzbistum in Nidaros und war der einzige Bischofssitz in den norwegischen Tributländern, das ein eigenes Domkapitel besaß. Um 1350 war die Verbindung zu Norwegen noch stark. Das hing damit zusammen, dass Jarl Erengisle Sunesson, ein schwedischer Adliger, keine Lehnsgüter in Schottland hatte. Sein Schwiegervater Malise von Strathearn war der letzte Jarl, der gleichzeitig auch Jarl von Caithness war. Das Jarltum auf Orkney wurde offenbar nach privatrechtlichen Regeln vererbt. Malisle hatte nur Töchter. Diese konnten zwar nicht selbt Jarle werden, aber durch sie konnte das Jarltum an ihren Ehemann gelangen. Erengisle war mit der ältesten Tochter Malisles verheiratet und kam so zum Jarlsrang. Erengisle gehörte zum schwedischen Adelsgeschlecht, das um Erik Magnusson den Aufstand gegen dessen Vater Magnus betrieb. Mit dem Vergleich zwischen Vater und Sohn war Erengisle nicht länger norwegischer Erblehnsmann. Seine Frau, über die er das Jarltum hatte, starb kinderlos. Erengisle behielt zwar Rang und Titel, aber das Lehnen ging an die Söhne seiner Schwägerinnen. Von diesen war aber noch keiner mündig. So kam der Sysselmann Håkon Jonsson und stützte die norwegische Königsmacht.[2] Zu dieser Zeit kam es zum Konflikt zwischen der Königsmacht und der Kirche, dessen Grund nicht genau bekannt ist. Håkon Jonsson repräsentierte den König, der schottische Bischof Viljalm die Kirche. Er stand im Loyalitätsverhältnis zum schottischen König. 1369 kam es zwischen beiden zu einem Vergleich. Danach musste der Bischof 141 Nobel bezahlen und versprechen, geistliche Ämter nur noch an Einheimische aus Orkney und Shetland zu vergeben. Auch die übrigen norwegischen Bischöfe waren gehalten, einheimische Geistliche anzustellen. Das lässt den Rückschluss zu, dass Bischof Viljalm schottische Landsleute mitgebracht hatte, denen er die besten Pfründen verschafft hatte. Die 141 Nobel könnten mit dem Frieden von Perth von 1266 zusammenhängen, in welchen Magnus lagabætir die Insel Man und die Hebriden an Schottland gegen Zahlung von 4.000 Mark Sterling und einer jährlichen Abgabe von 100 Mark übergab. Aller Wahrscheilichkeit nach wurden diese 100 Mark an den Bischof an der Sankt-Magnus-Kathedrale zur Weiterleitung an den nortwegischen König bezahlt und waren von diesem unterschlagen worden.[3] Die Inseln wurden von Christian I. im Jahre 1468 n. Chr. dem König James III. von Schottland als Mitgift für Margarethe von Dänemark zugesprochen.
Scapa Flow ist eine kleine Binnensee [4] im Süden des Archipels. Die zahlreichen Naturhäfen an allen Küsten prägten nicht nur die Wirtschafts- und Militärgeschichte der Inselgruppe in allen historischen Epochen, sondern auch die des gesamten Vereinigten Königreichs. Zu nennen sind etwa:
Osmundswall, South Walls / Hoy, Hamnavoe (heute Stromness), Houton, Orphir, Scapa und Holm, alle The Mainland und St. Margarete's Hope / South Ronaldsay als wichtige Landeplätze der Wikinger, Schutzhäfen ihrer Flotten und Handlungsorte der Orkneyinga saga. Longhope, South Walls / Hoy als Schutzhafen der Fahrt "Achter rum" , Sammelplatz der kontinentalen Walfänger der Grönlandfahrt und später befestigt durch die Martello-Türme und Artilleriebatterien von Hackness North und Hackness South - als Sammelplatz der blockadebrechenden Konvois zur Zeit der Kontinentalsperre durch Napoleon. Stromness als port of last call (letzter zur Versorgung anzulaufender Heimathafen) der britischen Admiralität, insbesondere ihrer Expeditionsfahrten unter Drake, Bligh, Franklin u.a., als Stützpunkt und wohl wichtigster Rekrutierungsstandort der Hudson's Bay Company oder als einer der wichtigsten Hafenstandorte verschiedener Fischerei-Booms vom 16. bis 19. Jh. mit bis zu weit mehr als 10.000 Saisonarbeitern und arbeiterinnen in der Verarbeitungsbetrieben an Land. Lyness / Hoy als Heimathafen und Basis der Grand Fleet im 1. Weltkrieg, Lyness und Flotta als Heimathafen und Basis der Home Fleet im 2. Weltkrieg und Schauplatz der Selbstversenkung der internierten kaiserlich-deutschen Flotte im Seegebiet unmittelbar östlich der Inseln Cava und Rysa Little am 21. Juni 1919. Scapa Bay im nordöstlichen Teil der Flow. In der Nacht zum 14.Oktober 1939 drang das deutsche U-Boot U 47 unter Kommandant Günther Prien in die mittlerweile stark gesicherte Scapa Flow ein und versenkte das britische Schlachtschiff HMS Royal Oak, die als Flak-Batterie vor Kirkwall lag und sonst nur noch als Ausbildungsschiff und für Aufklärungsfahrten diente. Dabei starben über 800 britische Seeleute. Flotta mit dem Flotta Oil Terminal, der ab 1970 auf den Flächen der ehemaligen Marinebasis entstand und heute zweitwichtigster Landeplatz für die Rohölförderung aus den Erdölfeldern der Nordsee ist. Stromness, St. Margarete's Hope und Burwick auf South Ronaldsay als heutige Fährhäfen zur Anbindung der Inselgruppe an das schottische Festland. Vier der Südinseln (Lamb Holm, Glims Holm, Burray und South Ronaldsay)werden heute durch die so genannten Churchill Barriers [6]verbunden. Im Zweiten Weltkrieg hatte Winston Churchill sie bauen lassen, um deutschen U-Booten die Durchfahrt unmöglich zu machen.